Chirurgie bei Magensäure-Reflux
Eine Publikation der Zeitschrift «Schnitt»
Dr. med. Georg Liesch
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine häufige Erkrankung, die durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verursacht wird. Sie führt zu Symptomen wie Sodbrennen, saurem Aufstossen und gelegentlich zu schwereren Komplikationen wie Speiseröhrenentzündungen oder Barrett-Ösophagus. Während viele Patient:innen durch Lebensstiländerungen und medikamentöse Therapien eine ausreichende Symptomkontrolle erreichen, kann bei bestimmten Fällen eine chirurgische Therapie erforderlich sein.
Ziele der chirurgischen Therapie
Die chirurgische Therapie bei GERD zielt darauf ab, die Funktion des unteren Ösophagussphinkters (LES) zu verbessern, die Anatomie wiederherzustellen und das Risiko für den Rückfluss von Magensäure zu minimieren. Dies wird durch drei zentrale chirurgische Techniken erreicht: Magenreposition, Cruroraphie und Fundoplikation.
Magenreposition und Cruroraphie
Ein wesentlicher Bestandteil der chirurgischen Behandlung ist die Korrektur
einer Hiatushernie, die oft mit GERD assoziiert ist. Eine Hiatushernie entsteht, wenn der obere Teil des Magens durch die vergrösserte Zwerchfellöffnung in den Brustraum gelangt.
1. Magenreposition: Der erste Schritt der Operation besteht darin, den Magen in den Bauchraum zurückzuführen. Dieser Eingriff korrigiert die anatomische Fehlstellung und beseitigt den abnormalen Druck, der durch den nach oben verlagerten Magen auf die Speiseröhre ausgeübt wird.
2. Cruroraphie: Im nächsten Schritt wird die Zwerchfellöffnung (Hiatus) durch Nähte verkleinert, um den normalen anatomischen Zustand wiederherzustellen. Diese Nahttechnik verhindert, dass der Magen erneut in den Brustraum gleitet. Zur Verstärkung wird oft ein Netzmaterial verwendet, um die Stabilität langfristig zu gewährleisten. Wir verwenden langsam resorbierende Netze (12–18 Monate).
Fundoplikation
Die Fundoplikation ist der entscheidende Schritt zur Verstärkung des unteren Ösophagussphinkters. Dabei wird der obere Teil des Magens (Fundus) von hinten um die Speiseröhre gewickelt. Es gibt zwei Haupttechniken:
1. Fundoplikation nach Nissen
Die Nissen-Fundoplikation ist die umfassendste Form der Fundoplikation und besteht aus einer vollständigen 360-Grad-Manschette. Der Fundus wird komplett um die Speiseröhre gelegt und fixiert. Dies erzeugt eine starke Barriere gegen den Rückfluss von Magensäure.
Vorteile:
- sehr effektiv bei der Kontrolle von GERD-Symptomen
- geeignet für Patient:innen ohne erhebliche Motilitätsstörungen der Speiseröhre und starken Reflux
Nachteile:
- höheres Risiko für Nebenwirkungen wie Dysphagie (Schluckstörungen), da die vollständige Manschette den Durchgang für Nahrung leicht einschränken kann
- Teleskopieren der Manschette
2. Fundoplikation nach Toupet
Die Toupet-Fundoplikation ist eine partielle 270-Grad-Manschette, bei der der Fundus nur teilweise um die Speiseröhre gewickelt wird. Sie wird oft bei Patent:innen mit eingeschränkter Motilität der Speiseröhre bevorzugt.
Vorteile:
- geringeres Risiko für Schluckstörungen
- gute Langzeitergebnisse bei der Reduktion von Reflux
- kein Teleskopieren der Manschette möglich
Nachteile:
- möglicherweise weniger effektiv bei der vollständigen Verhinderung des Reflux im Vergleich zur Nissen-Fundoplikation
Indikationen und Auswahl des Verfahrens
Die chirurgische Therapie wird insbesondere dann empfohlen, wenn:
- eine medikamentöse Therapie keine ausreichende Kontrolle bietet,
- Patient:innen Nebenwirkungen (Osteo- porose bei Langzeittherapien) oder Unverträglichkeiten gegenüber Protonenpumpenhemmern entwickeln,
- eine grosse Hiatushernie vorliegt,
- oder Patient:innen eine dauerhafte medikamentöse Therapie vermeiden möchten.
Die Wahl zwischen Nissen- und Toupet-Fundoplikation hängt von individuellen Faktoren ab, wie der Motilität der Speiseröhre, der Grösse der Hiatushernie und der persönlichen Präferenz des Patienten, der Patientin.
Prognose und Langzeitergebnisse
Beide Verfahren zeigen ausgezeichnete Langzeitergebnisse mit einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität und einer hohen Patientenzufriedenheit. Die meisten Patient:innen berichten über eine deutliche Reduktion von Sodbren- nen und anderen GERD-Symptomen. Mit der richtigen Patientenauswahl und präzisen chirurgischen Techniken können die Komplikationsraten minimiert und die Ergebnisse optimiert werden.
Die chirurgische Therapie bei GERD ist ein effektiver Ansatz, der eine dauerhafte Lösung für Patient:innen bieten kann, bei denen konservative Massnahmen nicht ausreichen. Die Kombination aus Magenreposition, Cruroraphie und Fundoplikation stellt dabei die Basis einer erfolgreichen Behandlung dar.
Kontakt

Dr. med. Georg Liesch
Facharzt Chirurgie FMH
spez. Viszeralchirurgie SGVC Viszeralchirurgie Aargau AG
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