Einsatzbericht humanitärer Einsatz Georg Liesch in Tadschikistan
Spital Qubodiyon
Nach intensiven Vorbereitungen konnte unser 10-köpfiges Team mit den 5 hervorragenden Übersetzerinnen und Übersetzern am 04.Mai den Einsatz in Qubodiyon beginnen. Nachdem in den letzten Einsätzen die Priorität der Ausbildung hauptsächlich auf medizinischem Personal aus dem hiesigen Spital lag, nahmen dieses Mal 30 Fachpersonen aus den Gebieten Chirurgie, Anästhesie und OP-Pflege aus insgesamt 7 Spitälern der Region Khatlon teil.
Workshop
Der Workshop bestand dieses Jahr aus verschiedenen theoretischen Inhalten, welche das praktische Teaching im Operationssaal ergänzten.
Auf chirurgischer Seite führten wir auch dieses Mal wieder einen sehr erfolgreichen Nahtkurs durch, bei dem den Teilnehmern spezifisches Wissen zu Nahttechniken in verschiedenen Geweben und Nahtmaterial vermittelt wurde. Laparoskopische Operationstechniken waren auch dieses Mal ein Fokus. So wurden alle Chirurgen intensiv an unserem Laparoskopie-Simulator geschult und konnten dort verschiedene Techniken ohne Zeitdruck üben, um diese im Operationssaal unter realen Bedingungen umzusetzen. Wichtige Fragestellungen zu häufigen chirurgischen Krankheitsbildern wurden in diversen Fallbesprechungen diskutiert und erörtert. Im Bereich OP-Technik wurden diverse theoretische Inhalte durch Vorträge und Trockenübungen vermittelt. Das praktische Teaching während der Operationen fand sowohl unter direkter als auch indirekter Supervision statt.
Chirurgie
In der laparoskopischen Chirurgie sehen wir bei Chirurgen, welche seit mehreren Jahren an den Schulungen teilnehmen, teils drastische Fortschritte. Konnten anfangs nur unkomplizierte Operationen ohne Hilfestellung durchgeführt werden, sehen wir heute vor allem die souveräne Beherrschung auch schwieriger intraoperativer Situationen. Dies bezieht sich vor allem jedoch auf die laparoskopische Cholezystektomie und Appendektomie. Bei anderen laparoskopischen Operationen, wie etwa der Herniensanierung, fehlen fundamentale Kenntnisse um die Anatomie des Situs. Als problematisch erweist sich ausserdem, dass erfahrene Kaderärzte nicht in der Form an den geteachten Operationen teilnehmen, wie wir es uns wünschen würden. In vielen Fällen wurde anderen Interessen nachgegangen. Infolgedessen werden essentielle Operationstechniken vom Kader teils nicht umgesetzt respektive an die Assistenzärzte weitergegeben. In Zukunft ist eine regelmässigere und intensivere Teilnahme der Kaderärzte erwünscht.
Anästhesie
Im Bereich der Anästhesie lag die Priorität ein weiteres Mal auf der Verbesserung der Patientensicherheit. Standard Operating Procedures stellen eine zentrale Sicherheitsbarriere für das Vorgehen während der Narkose dar. Dieses Jahr konnten wir neben Standards für prä-, intra- und postoperatives Management auch Minimal Safety Standards, also minimale Sicherheitsanforderungen an die Patientenbetreuung, etablieren. Diese wurden nach dem letzten Einsatz in Absprache mit dem Gesundheitsministerium erarbeitet. Die quantitative Messung der Muskelrelexation bleibt eine grosse Herausforderung. In der Umsetzung zeigen sich deutliche Fortschritte, der Mangel an verfügbaren Relaxometrie-Geräten bleibt das grösste Problem. Die inzwischen standardmässige Beschriftung der einzelnen Spritzen mit dem korrekten Medikamentennamen ist als Erfolg zu verbuchen. Auch die Aufnahme von Opiaten in das intraoperative Schmerzkonzept ist ein deutlicher Fortschritt. In der intensivmedizinischen Betreuung bleiben die fehlenden diagnostischen und therapeutischen Ressourcen die grösste Herausforderung.
Fachpersonal Operationstechnik
Bei den Fachpersonen für Operationstechnik sahen wir über den Zeitraum des Kurses vor allem beim praktischen Training hohe Motivation und daraus resultierend massive Fortschritte. Die Fluktuation in dieser Disziplin ist hoch, hier etwas mehr Kontinuität wünschenswert. Die Umsetzung des Prinzips «One Set, one Surgery» funktioniert im Bereich der laparoskopischen Chirurgie sehr gut, in anderen Bereichen werden jedoch für die Operationen Instrumente nach wie vor einzeln zusammengesucht.
Konsultationen und Operationen
Die Anzahl der Sprechstundenkontakte lag mit ca. 80 im Rahmen des letzten Einsatzes, die Zahl der Indikationen zur operativen Versorgung war jedoch massiv höher. So haben wir den tadschikischen Kollegen in 9 Tagen 41 Operationen assistiert: Cholezystektomien, Hysterektomien, Krampfadern-Operationen, Abdominalwandhernien-Versorgungen, Leistenbruchversorgungen und anfallende Notfalloperationen wie Appendektomien, Versorgungen von Hohlorganperforationen und Darmverschlussoperationen.
Swiss Medical Team Qubodiyon 2024:
Elvira Hospenthal, TOA
Dr. med. Barbara Freitag, Chirurgin
Dr. med. Andrea Merki, Chirurgin
Dr. med. Laura Kälin, Jung-Chirurgin SGC
Dr. med. Valentina Nicola, Anästhesistin
Dr. med. Yasmin Spahr, Anästhesistin
Dr. med. Benedikt Hörth, Jung-Anästhesist
Dr. med. Sebastian Mayer, Anästhesist
Sebastian Reich, TOA
Dr. med. Georg Liesch, Chirurg, Team-Leiter
Asamjon, Übersetzer
Bakha, Übersetzer
Manizha, Übersetzerin
Shukhina, Übersetzerin
Amirbek, Übersetzer